Exten Ein Rittergut bezeichnet ursprünglich ein Landgut, dessen Eigentümer Ritterdienste, ursprünglich persönliche Leistungen (Heerfolge), später auch Geldzahlungen leistete. Ein Rittergut musste immer eine Mindestgröße besitzen, um dem (meist adligen) Ei­gentümer eine standesgemäße Existenz unabhängig von der Ausübung eines bürgerli­chen Berufs zu ermöglichen. Diese Güter sind immer mit den Familiengeschichten der Besitzer eng verwoben. Wir haben versucht, hier einen kleinen Einblick in die Ge­schichte des Rittergutes Exten zu geben. Es gilt als sicher, dass bereits vor 800 Jahren ein entsprechendes Anwesen an gleicher Stelle gewesen ist. Hierüber liegen uns aber keine konkreten Angaben vor. Das Rittergut in der heutigen Form wurde erst 1727 ge­baut und wird von den alten Extenern "Edelhof" genannt.

Der Ursprung des Edelhofes (später Rittergut) war ein sog. Sattelhof, der im Mittelalter Zentrum des dem Mindener Domkapitel gehörigen "officium Eckersten" und bis ins 16. Jahrhundert hinein Sitz der Herren von Eckersten war. Bei diesem "officium Eckersten" handelt es sich um eine Grundbesitzgruppierung, um eine "villicatio", welche die Herren von Eckersten zunächst als beamtete Hauptmeier besaßen und später als Lehen hatten. Im Laufe des Mittelalters gelang einigen sog. Ministerialen mittels einer kollektiven Aufstiegsbewegung als Adel anerkannt zu werden. Die wirtschaftliche Grundlage des Hochadels bestand zum einen in sog. Allod, d.h. frei verfügbarem Familienbesitz an Land (an Bauern verpachteten Höfen oder eigengenutzten Gütern), zum anderen in Lehen des Königs oder der Kirche, wofür die Vasallen Dienste als berittene Krieger, Ratgeber, Schutzvögte usw. zu leisten hatten. Die Ministerialen waren dagegen ursprünglich wie die meisten Bauern unfrei und somit von ihrem Herrn in viel stärkerem Maße abhängig als die adligen Vasallen. Sie durften nicht frei über ihren Besitz verfügen, konnten ihren Aufenthaltsort nicht selbst bestimmen und mussten gewisse Abgaben als Zeichen ihrer Unfreiheit entrichten. Von der Masse der Bevölkerung unterschieden sie sich aber durch ihre höheren Funktionen. Dazu gehörte besonders die Verwaltung des Grundbesitzes, der bei den großen geistlichen Institutionen (Bischöfe, Stifte) sehr umfangreich war, d.h. sie arbeiteten als Gutsverwalter auf dem Gutshof, der den Mittelpunkt einer aus zahlreichen Bauernwirtschaften und z.T. auch anderen Betrieben (z.B. Mühlen) bestehenden sogenannten "villicatio" Villikation bildete. Neben der Tätigkeit in der Zentral- und der Gutsverwaltung wurden militärische Funktionen für den Aufstieg der Ministerialen bedeutsam. Diese Feststellung gilt nicht nur für die Dienstmannschaft des Königs, sondern auch die der Bischöfe und großen Klöster, die bekanntlich seit der Zeit der ottonischen Kaiser (10./frühes 11. Jahrhundert) verstärkt zum Königsdienst, der eben auch die Teilnahme an Feldzügen einschloss, herangezogen wurden. Zwar sank die Bedeutung der Kirchenfürsten für das Königtum, die Ministerialen wurden aber fortan für die Entstehung und den Ausbau der Landesherrschaften benötigt. Das Rückgrat dieser Fürstentümer bildeten die nun in größerer Zahl entstehenden Burgen.


Zu der Zeit (1198-1216), als Pabst Innozenz III. das Oberhaupt der katholischen Kirche war, beginnt die Geschichte der Extener Adelsfamilien. Innozenz III. gilt heute als der bedeutendste Papst des Mittelalters. Er profitierte in besonderem Maße von dem sich im Deutschen Reich seit 1198 entwickelnden Thronstreit zwischen Philipp von Schwaben und Otto IV, der bis zu seinem Tode weite Teile seines Handelns bestimmte. Damals kam es zur Doppelwahl Philipps von Schwaben und Ottos von Braunschweig. Innozenz schlug aus diesen deutschen Streitigkeiten zwischen Welfen und Staufern Kapital, er sicherte sich Ländereien für den Kirchenstaat und bestand darauf, dass der Papst bei der Kaiserwahl das letzte Wort haben sollte.

Ein gewisser Gerslaff (der später "von Eckersten" hieß) wurde zu dieser turbulenten Zeit vom Bischof von Minden in einer bedeutenden Angele­genheit nach Rom entsandt. Für seine Verdienste wurde Gerslaff 1213 vom Bischof mit Land in Exten und Rinteln belohnt. Die Familie von Eckersten (Eckerstein) erbaute dann 1236 nahe den heutigen Gebäuden des Extener Rittergutes einen "wehrhaften Adelshof". Das Geschlecht der "von Eckersten" oder wie in anderen Urkunden "Eckerstein" nannte sich offensichtlich nach dem Ort Exten, nicht umgekehrt. Der erste als "von Eckersten" urkundlich erwähnte "Ritter Frideric von Eckersten" wird wohl ein Sohn von Ritter Gerslaff gewesen sein.


Die "von Eckersten" haben über die Jahre gut gewirtschaftet, denn im Jahre 1444 benennt der dama­lige Besitzer Otto von Eckersten (Eckerstein) seinen Besitz vor dem Mindener Domka­pitel wie folgt:

"Der Zehnte über das ganze Rottorfer Feld, Höfe und Güter zu Rafeld, eine Hufe zu Berenbusch vor Minden, die Extener Mark, der Taubenberg, der Hagen zu Bistrup mit Hu­fen, der Kreienberg zu Uchtdorf, Gefälle aus den Gütern zu Höckersau, alles Land der von Eckersten vor Rinteln mit Ausnahme dreier Hufen, die Zehnten zu Großendorf (Göstrup), Almendorf (Almena), Swetingdorf (Lauenau), die Güter der von Eckersten in Almena, der Turmhof oder Uffenhof in Möllenbeck, die Niedermühle bei Kalldorf, der Zehnte zu Heßlingen und die Hufen daselbst, der Zehnte zu Müsingen über das ganze Dorf, ein Hof zu Bensen oberhalb von Hess.-Oldendorf, der Zehnte auf der Elbe vor Rin­teln, vom wüsten Uchtdorf viele Hufen, der Zehnte zu Hohenhausen und Güter in Hohen­rode und Rumbeck."

Von Eckersten WappenOtto I. von Eckersten, ein rücksichtsloser und zugleich mächtiger Raubritter, war ein Feind des Klosters zu Möllenbeck. Das Kloster schrieb im Jahre 1450 sogar eine Be­schwerdeschrift, die heute im Staatsarchiv zu Marburg liegt. Die Ritter aus Exten leiste­ten sich mehrere Übergriffe auf Ländereien des Klosters. Otto I. und sein Bruder Ludolf IV. wurden 1422 überdies schon exkommuniziert. Im selben Jahr wurde es aber rückgän­gig gemacht. Ottos Sohn Anton hatte nur zwei bekannte Kinder, eine Tochter und einen Sohn Bernd.


Nach dem Tod des Bernd von Eckersten (manchmal auch "Eckerstein") um die Jahre 1543/1544 hatte die Linie keine männlichen Nachfahren. So folgte ihm in Exten sein Neffe Jost (oder Jobst) von Wartensleben. Der war ein Sohn von Hans von Wartensleben (-1530) und Anna von Eckerstein (Eckersten) (?-1574), die eine Tochter von Tonnes von Eckerstein (Eckersten) war. Er übernahm den Hof am 1. Januar 1545 nach einem Erbstreit mit Johann Westphal und seiner Frau Gisela, einer geborenen "von Eckersten". In den Erbstreitigkeiten werden "burgstede" und "Alten Hof" genannt. Offenbar stehen hier zwei alte Hofanlagen nebeneinander, ein befestigter Burgsitz, wie ihn die von Eckersten in ihren wiederholten gewaltsamen Auseinandersetzungen mit ihrem Lehnsherren, dem Domkapitel in Minden, wohl benötigten, und ein anscheinend mehr bäuerlicher Hof, der zur Zeit dieser Erbteilung nicht mehr bestand. Wo der "Alte Hof" zu suchen ist, geht aus einem Vertrag des Jahres 1597 hervor, in dem es heißt: "Haus von Wartensleben erhält den Sattelhof zu Exten nebst dazu gehöriger großer Weide, der alte Hof genannt." Die große Weide schließt sich unmittelbar nördlich an den Gutshof an. Vermutlich hat an der Stelle des "Alten Hofes" der frühere Sattelhof, das Zentrum der mindischen "villicatio Eckersten", gelegen.


Wappen der von WartenslebenEiner Sage nach war ein Vorfahre der von Wartensleben Knappe im kaiserlichen Dienst. Bei einem Marsch durch den Wald soll er einem Mitglied der kaiserlichen Familie vor einem aus dem Wald herausspringenden Wolf das Leben gerettet haben. Auf diese Tat hin wurde der Knappe geadelt. Seit dem ist der herausspringende Wolf das Wappentier der Familie.


Die männliche Abfolge der Hoferben war wie folgt:

Jost oder Jobst Simon von Wartensleben (?-1550/oder 1554), fürstlich hessischer Rittmeister. Er war verheiratet mit Magdalena (oder Margarethe) Elisabeth von Ilten.

Ernst von Wartensleben, der erstgeborene Sohn von Anna wurde vermutlich von Jost von Wartensleben und Johann von Münchhausen (1500-1558) gemeinschaftlich ermordet.

Hans Tonnes von Wartensleben (?-1598), dieser heiratete Anna Metta Bock von Wülfingen. Beide hatten 6 Kinder.

1. Jobst Huldbrand
2. Simon Philipp
3. Hans Ernst
4. Hermann Simon ( - 1654)

5. Johann Joachim (1594, Exten - 21. Feb. 1633, Dresden) Er stand erst in herzoglich mecklenburgischen Diensten, wurde 1627 von dem Herzog mit einer Mission an Wallenstein betraut, trat 1630 in die Dienste des Königs von Dänemark, wurde Geheimer Hof- u. Kanzleirath, ging 1632 nach Wien, um Friedensunterhandlungen ohne Zuziehung Schwedens zu vermitteln.

6. Bertold Lewin ( - 10 Mai 1627) Hauptmann in Landgräflich Hessischen Diensten

Hermann Simon von Wartensleben (?-1654) er hatte zu Padua im Jahre 1611 studiert, und war Hofmeister des Grafen Ernst von Schaumburg und Sternberg zu Stadthagen. Auf den Landtagen der Grafschaft Schaumburg von 1620, 1637, 1644 und 1645 erschien er nach Ausweis der Protokolle als membrum collegii. Im Jahre 1650 war er durch das Vertrauen der Stände zum Schatzrath für die Ämter Bückeburg und Arensberg gewählt worden. Bereits im Jahre 1642 wurde er in die fruchtbringende Gesellschaft "lat. societas fructifera" aufgenommen, und hatte als Mitglied dieser Gesellschaft den Sinnspruch gewählt: " Gottesfurcht ist zu allen Dingen gut, und hat die Verheißung dieses sowie des zukünftigen Lebens." Als Lehnsträger wird er in den Lehnbriefen des Klosters Marienthal von 1599 genannt. Er war mit Dorothea von Gans verheiratet. (7. Sept. 1586, Gröningen - 4. Mai 1644, Exten). Sie war Tochter von Peter von Gans und Elisabeth Helena von Brandenstein.

Hans Hermann von Wartensleben aus Exten (2. Februar 1616/20, Exten - 22. Mai 1684/87, Exten), heiratete Margarethe Elisabeth von Haxthausen (7. Mai 1635 - 15 August 1695).Durch zwei seiner Söhne, Alexander Hermann u. Simon Elmershausen, wurde er der Stammvater der beiden noch blühenden Linien der Familie von Wartensleben.


Alexander Hermann von WartenslebenDessen Sohn Alexander Hermann Graf von Wartensleben (1650-1734) war preußischer Generalfeldmarschall. Er wurde am 16. Dezember 1650 als ältester Sohn des Extener Gutsbesitzers und seiner Ehefrau Elisabeth von Haxthausen in Lippspringe geboren. Er hatte sechs Brüder und vier Schwestern. Seine vier älteren Brüder sind alle gefallen, ein jüngerer Bruder starb an den Kriegsfolgen. Sein Vater war außerdem Herr der Güter von Rinteln, Nordhold und Ottleben. Exten war der Stammsitz der Familie. Lippspringe wurde zufällig nur Geburtsort, da seine Mutter gerade ihren Bruder dort besuchte. Getauft wurde Alexander Herrmann dann aber am 15. Januar 1651 in Exten. Von 1701 bis 1710 war er Generalfeldmarschall Friedrichs I. von Preußen, Geheimer Kriegsrat und Statthalter von Berlin sowie Ritter des Schwarzer-Adler-Ordens. 1703 wurde er in den preußischen Grafenstand erhoben. Als Mitglied des „Drei-Grafen-Kabinetts“, auch bekannt als die „drei Ws“ (Wartenberg, Wartensleben und Wittgen­stein), bestimmte er knapp acht Jahre die preußische Politik. Wartensleben war in zweiter Ehe mit Anna Sophia von Treskow verheiratet, war Schwiegervater des späteren Generalfeldmarschalls Graf Hans Heinrich von Katte, also Großvater des 1730 enthaupteten Leutnants Hans Hermann von Katte, um dessen Le­ben er vergeblich den König durch Kniefall bat.

Kurz vor seinem Tod schrieb König Friedrich Wilhelm I. von Preussen:

"Mein lieber Generalfeldmarschall Graf von Wartensleben! Ich habe Euer Schreiben vom 17. dieses erhalten. Zu Eurem hohen Alter wünsche Ich Euch Glück mit dem Wunsch, daß Ihr noch viele Jahre in Vergnügen leben möget. Eure Familie werde Ich stets mit gnädigem Auge ansehen und auch für Euren jüngsten Sohn, den Lieutenant Meines Regiments sorgen. Ich bin Euer wohl affectionierter König Friedrich Wilhelm. Berlin, 19.12.1733"

Der aus Exten stammende Graf Wartensleben erhielt am 26. Januar 1734 ein Staatsbegräbnis und für sich und seine Familie ein Erbbegräbnis in der Berliner Garnisonkirche.


Sein Bruder Simon Elmerhaus (oder Elmershausen), geb. 15. Febr. 1653 in Exten, wurde 1701 braunschweigischer Oberst, später preußischer Geheimer Regierungsrath in Minden u. Landdrost zu Hausberge an der Weser . Er starb am 5. Mai 1720 in Exten; er war vermählt mit Anna Sophie geb. von Cornberg (1670-1.11.1709). Er gilt als Begründer der jüngeren Extenschen Linie der Familie von Wartensleben. Beide hatten folgende Kinder:

1. Heinrich Alexander August 18. Dez. 1688 - 20. Mai 1690
2. Carl Philipp Christian 11. Feb. 1689, Exten - 3. Jan. 1760, Exten
3. Elisabeth Dorothea Sophie 4. Apr. 1690 - 29. April 1735 war Stiftsdame zu Fischbeck
4. Johann Wilhelm 11. Aug. 1691 - 1708 gefallen beim Sturm von Lisle
5. Philipp Moritz Franz 23. Apr. 1693 - 13. Jan. 1694
6. Herminia Margarethe 2. Okt. 1694 - 27. Jan. 1735
7. Joachim Ernst Burkhardt - 1748 war Obrist und Kommandant von Peiz
8. Charlotte 2. Jul. 1698 -
9. Hermann Simon Heinrich Alexander 4. Apr. 1700 - 18. Feb. 1703
10. Rudolph Anton August - 20. Jan. 1732 war Leutnant der Kavallerie


1727 errichteten der Bremer Baumeister Conrad Georg Conradi für Karl Christian Graf von Wartensleben (1689-1760) auf den Grundmauern eines älteren Hauses, vermutlich des "Niederen Hofs", das heutige repräsentative Herrenhaus des Rittergutes im spätbarocken Régencestil. Der Name Régence leitet sich ab von der vormundschaftlichen Regentschaft Her­zog Philipps II. von Orléans (1715-1723) für den minderjährigen Ludwig XV. Stilistisch stellt die Régence die erste Phase des französischen Rokokos dar. Die Régence bildet den Übergang von den massiv-wuchtigen Formen des Louis-quatorze, dem Stil am Hofe des Sonnenkönigs, zur verspielten, eleganten rokokohaften Leichtigkeit, die den Louis-quinze-Stil kennzeichnet, der vor allem beim französischen Adel "en vogue" war. Conradi beauftragte den Maurer und Steinsetzmeister Pail Schröpfer mit dem Bau des Herrenhauses. Nach einer Schrift von Zinkann entspricht der Bautyp dem des "Maison de Plaisance". Die Merkmale dieses Bautyps sind "Convenance" (Angemessenheit), "Commodité" (Bequemlichkeit) und "Beauté" (Schönheit). Sie spiegeln sich sowohl bei der Gestaltung des Herrenhauses und des Parks wieder. Der Bremer Bildhauer "Theophilius Wilhelm Freese" hat für den Park 12 Steinfiguren geschaffen, die zum Teil noch erhalten sind. Auch das Giebelfeld der Uhr an der Vorderfront könnte von Freese gestaltet worden sein. Die Eleganz der Innengestaltung des Hauses steht im gewissen Gegensatz zu der wuchtig wikenden Außenfassade, insbesondere zu den mächtigen Pilastern (Der Pilaster ist hierbei ein in den Mauerverbund eingearbeiteter Teilpfeiler. Er kann – muss aber nicht – eine tragende statische Funktion haben) des Portals, die sich deutlich von der Bildhauerarbeit des Rokoko abhebt, die im Giebelfeld des Risalits das Zifferblatt der Uhr umrandet. Der Saal des Herrenhauses ist teilweise noch im Urzustand erhalten. Das Rittergut steht insgesamt unter Denkmalschutz.

Karl Christian Graf von Wartensleben, zweiter Sohn des Simon Elmerhaus, geb. 11. Febr. 1689 in Exten, diente erst im preußischen Heere, trat dann als Oberstlieutenant in herzoglich gothaische Dienste, welche er als Oberst verließ. Er wurde 1745 in den Grafenstand erhoben u. starb am 3. Januar 1760. Er war königlich schwedischer und fürstlich hessischer Rat und Oberforstmeister der Grafschaft Schaumburg. Er heiratete im Januar 1715 Herminia Sibylla von Diepenbroich die am 3. November im selben Jahr starb, am 28 Februar dann 1720 Louise Albertine von Quadt zu Wickradt 1697-1744, am 19. August 1745 Amalie Philippine von Halcken ca. 1698-1783.


ExtenWilhelm Ludwig Gustav Graf von Wartensleben wurde am 11. Oktober 1734 in Exten geboren. Er war der jüngere Sohn des Karl Christian Graf von Wartensleben aus dessen zweiter Ehe mit Luise Albertine, geborene Freiin von Quadt und Wykradt. Anfänglich diente von Wartensleben in der niederländischen Armee, aus welcher er, erst 24 Jahre alt, 1758 als Major in die kaiserlich-österreichische Armee übernommen wurde. Graf von Wartensleben war im Gefecht von Amberg am 24. August 1796 siegreich, welches den Rückzug der französischen Sambre-Maas-Armee nach Westen zur Folge hatte. Nach der durch den Sieg bei Amberg gelungenen Vereinigung Wartenslebens mit dem österreichischen Heeresteil unter Erzherzog Karl, erhielt der Graf von Erzherzog Karl das Kommando über das neu formierte Reservekorps (12 Bataillone und 26 Eskadronen) übertragen. Mit dem Reservekorps nahm Wartensleben schließlich auch an Erzherzog Karls großem Sieg über Jourdan in der Schlacht von Würzburg (2. September 1796) teil. Daraufhin wieder mit dem Erzherzog nach Süden geeilt, kommandierte Graf von Wartensleben in der Schlacht bei Emmendingen (19. Oktober 1796) gegen die französische Rhein-Mosel-Armee Moreaus die Zweite Angriffskolonne (12 ½ Bataillone und 23 Eskadronen stark). An der Spitze seiner Kolonne wurde Graf von Wartensleben in dieser Schlacht verwundet, als eine französische Kartätschenkugel seinen linken Arm zerschmetterte.

Durch seine schwere Verwundung an weiteren aktiven Feldkommandos verhindert, wurde Wartensleben 1797 zum kommandierenden General in Siebenbürgen ernannt. Wartensleben starb jedoch ohne seinen Posten antreten zu können, bereits am 21. April 1798 in Wien an den Folgen seiner schweren Wunde.

Aus der am 18. August 1773 geschlossenen Ehe des Grafen mit Clara Gräfin von Teleki entsprangen drei Söhne. Einer dieser drei Söhne, war der spätere Feldmarschall-Leutnant Ferdinand Graf von Wartensleben (17.01.1778 – 7.03.1821). Der junge Ferdinand trat 1793 als Leutnant in das Infanterie-Regiment Nr. 28 ein, dessen Inhaber sein Vater war. Aus demselben kam er bald als Oberleutnant zu den Vécsey-, dann zu den Mészaros-Husaren. Im Jahr 1797 war er bereits Rittmeister, wurde 1800 Major im berühmten Husaren-Regiment Nr. 6 „Blankenstein“ und erfocht sich in der Schlacht bei Engen am 3. Mai 1800 das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens (66. Promotion vom 18. August 1801). Im Jahr 1805 bereits Oberstleutnant und bei Ausbruch des Dritten Koalitionskrieges Oberst und Regimentskommandeur der Blankenstein-Husaren. Im Jahr 1809 rückte Wartensleben zum Generalmajor auf, im April 1815 zum Feldmarschall-Leutnant. Als solcher verstarb er, erst 44 Jahre alt, 1821 in Galizien. Innerhalb seine 28jährigen Dienstzeit machte Ferdinand Graf von Wartensleben alle Kämpfe von 1793 bis 1809 mit und bewies bei allen Gelegenheiten, wo er in der Attacke eingriff, Tapferkeit, Umsicht und Überblick in seltenstem Grade. Übrigens hatte sich der junge Graf Ferdinand schon 1793 beim Sturm auf die Festung Bitche im Elsaß, damals als Oberleutnant im Infanterie-Regiment Nr. 28, umgeben von preußischen Freiwilligen, so hervorgehoben, daß ihn der König Friedrich Wilhelm II. von Preußen mit dem Orden pour le mérite auszeichnete.


In den historischen Aufzeichnungen des Ortes Carow (heute Karow bei Genthin) findet sich ein Hinweis auf diese Zeit:

„Zu den Hauptsitzen des uralten, theils reichsfreiherrlichen, theils reichsgräflichen Geschlechtes derer von Wartensleben, das die Sage von einem Paladin des grossen Carl stammen lässt, das uns die Urkunden zuerst in den alten Stammlanden der Braunschweiger Weifen zeigen, das endlich sich von dem Erbschlosse Exten bei Rinteln aus weit in die deutschen Lande nach Sachsen, Oesterreich und Brandenburg-Preussen verbreitete und überall die höchsten Würden im Kriege, wie im Frieden erlangte, gehört auch Carow, das stattliche Majoratsschloss der älteren, Preussischen Linie des hochberühmten Hauses…….. da wurde dieser Gräfin von Wartensleben, ihr Gemahl war der älteste Sohn des Generallieutenants Leopold Alexander Grafen von Wartensleben, durch den mit den von Printzen'schen Agnaten am 15. October 1774 abgeschlossenen Recess Carow überlassen mit Vorbehalt des Rückfalls nach dem Aussterben ihrer männlichen und weiblichen Descendenz. Die Gräfin Elisabeth Louise Sophie von Wartensleben, geborene Freiin von Printzen übereignete Carow durch Vertrag vom 11. November 1793 ihrem Sohne, dem Schlosshauptmanne Ludwig Christian Heinrich Ferdinand, Grafen von Wartensleben, aus dessen Nachlass es sein Sohn, der gegenwärtige Besitzer, Major und Kammerherr Gustav Ludwig Graf von Wartensleben durch den Erbtheilungs-Recess von £JS- 1834 erwarb.“


1782 betrug der Landbesitz des Rittergutes 250 Morgen.

Carl Ludwig Christian von Wartensleben (-1.April 1805) heiratete seine Cousine Conradine Dorothea von Quadt (19. Januar 1735 - 2. Juni 1802, Exten). Am 28 Juli 1803 heiratete er Isabella Johanna Wilhelmine zu Lynar (17. November 1781 - 25. Februar 1849).

ExtenDie übrigen Wirtschaftsgebäude und die im Gutspark gelegene Orangerie entstanden kurz nach 1800. Nach der französischen Besetzung im Jahr 1807 kam Exten mit der Grafschaft an das Königreich Westfalen. König war Jerome, ein Bruder Napoleons. Die Besetzung endete 1813 mit dem Abzug der Franzosen.

Angeblich aus Besorgnis, dass König Jerome das Rittergut ohne Entschädigung einziehen würde, verkaufte Ferdinand Graf von Wartensleben es 1809 für 55.000 Taler an Dietrich Giesbert von Wardenburg. Die Zeit der Extener von Wartensleben war damit vorbei.



von Wardenburg WappenBernard Diederik Gijsbert (Freiherr von) Wardenburg wurde am 23. September 1809 von Maximilian dem I., König von Bayern, in den Adelsstand gehoben. Er wurde am 25. März 1786 in Amsterdam geboren. Am 20. Januar 1809 heiratete er Wilhelmine Sophie Antoinette Römer. Beide hatten Bernard Dietrich Wardenburg als gemeinsamen Großvater.


ExtenAus dieser Ehe wurden in Exten 2 Kinder geboren: Gijsberta Helena Maria am 13. Dezember 1809 und Christian Diederich August am 30. April 1811. Letzterer wurde schon am 26. Mai 1811 wieder in Exten beigesetzt. Wilhelmine Sophie Antoinette Römer starb dann am 27. Mai 1817 in Exten. Der neue Besitzer ließ mehrere Neubauten, darunter die Orangerie und den Kutscherstall, errichten. Damals war „Pflanzensammeln“ standes­gemäß, Palmenhäuser oder Orangerien kamen in Mode. Im Winter schützten sie empfindliche Kübelpflanzen, im Sommer nutzte man die Gartenräume für Feste. Durch diesen Lebensstil geriet er in Zahlungsverzug und musste das Gut bald wieder abgeben.

Um von Wardenburg ranken sich viele Geschichten. Manche meinen, er hätte sein Geld als Seeräuber gemacht. Dass er sich im Morgengrauen mit einem französischen Unterpräfekten des Distriktes Rinteln duellierte, ihn tötete und dann mit einer Kutsche nach Bremen floh, soll jedoch historisch verbürgt sein. Der in Amsterdam geborene von War­denburg zog nach Steenwijk, Holland.


Aquarell1810 wurden mächtige Scheunen aus Bruchsteinmauerwerk (50 und 80 Meter lang) gebaut. Zu dieser Zeit lebten in Exten etwa 500 Menschen. 1814 kam das Anwesen für das Meistgebot von 35.000 Talern an den Kaufmann Wilhelm Grimmell aus Bremen. Nach dem Tod Grimmells 1839 ging das Gut anfänglich auf dessen Schwester Wilhelmine, dann auf seine einzige Nichte Luise (Tochter von Ludwig Grimmell), die spätere Ehefrau des Det­molder Regierungspräsidenten Christian Theodor von Meien, über.



Christian von MeienChristian Theodor von Meien (1781-1857) hat in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die lippische Geschichte unter der Fürstin Pauline und ihren beiden Nachfolgern entscheidend mitgeprägt, zuletzt 1850 – 1853 als Regierungspräsident des Kleinstaates. Das Gut ist bis heute im Besitz der Familie von Meien geblieben.

Christian Theodor von Meien stammte von der Domäne Hellinghausen und war nach dem Jurastudium in den lippischen Staatsdienst eingetreten.1817 wurde er von Fürstin Pauline in die Staatsregierung berufen worden. 1853, im 73. Lebensjahr, wurde er zum Regierungspräsidenten ernannt. 1809 heiratete er Johanna Luise Wilhelmine Grimmell (1790-2.5.1862). Seine Tochter Mathilde wurde am 13. Mai 1833 geboren. Mathilde von Meien lebte in Lippstadt, kümmerte sich aber häufig auch um die Haushaltsführung bei den Eltern oder Brüdern, wenn sie dort gebraucht wurde. Sie starb unverheiratet am 24. Mai 1898 in Minden.

 

Louise von MeienLuise von Meien (oder Louise, hier 53 Jahre alt) verbrachte viel Zeit auf ihrem Gut in Exten, das der Familie als Sommerfrische und als Treffpunkt diente. 1846 lebten im Haushalt des Christian Theodor von Meien außer ihm selbst noch seine Gattin Luise, seine Schwester Helene und seine jüngeren Kinder Emil, Wilhelm und Mathilde. Die älteren Söhne Friedrich, August und Theodor arbeiteten nach ihrer Ausbildung wieder in Lippe.

Der Sohn Theodor von Meien hatte die Königlich Preußische Divisionsschule in Münster besucht und diente seit 1841 im Bataillon Lippe. 1844-1847 absolvierte er in Berlin eine höhere militärische Ausbildung. Er beendete seine Karriere im Rang eines Hauptmanns und lebte nach seiner Pensionierung bei seinem wie er selbst unverheirateten Bruder Emil auf Gut Exten.

 

 

Emil von MeienEmil von MeienEmil von Meien, war 1844 aus der Sekunda des Gymnasiums Leopoldinum abgegangen und hatte eine landwirtschaftliche Ausbildung in Hausberge bei Minden begonnen. Später verwaltete er das Gut in Exten, dessen Eigentümer er nach dem Tod der Mutter wurde.

(Text nach Julia Freifrau Hiller von Gaertringen), (Bilder mit freundlichen Genehmigung der Lippischen Landesbibliothek Detmold)

 

 

1883 wurde der großartige Bestand an Orangen-, Myrten- und Zedernbäumen aus der Gutsorangerie für 3.000 Mark an die Orangerie Herrenhausen (Herrenhäuser Gärten) verkauft. Die Schaumburger Zeitung schreibt darüber: „Dadurch sind wir schon wieder einer Zierde aus der Umgebung von Rinteln ärmer geworden. Wie mancher Brautkranz hat von den Myrtenbäumen schon in den Haaren der schönen Schaumburgerinnen ge­prangt."

 

Am 19. März 1900 um 11 Uhr stirbt Rittergutsbesitzer Emil von Meien.

 

Aus der Zeitung:
"Exten, 20. März 1900 Ernst Emil von Meien +. Gestern Morgen 11 Uhr erlöste ein sanfter Tod von schweren Leiden auf seinem Rittergute Exten Ernst Emil von Meien. Der Heimgegangene ist in seinem Leben nicht viel an die Öffentlichkeit getreten, wohl aber hat er an der Verwaltung des Kreises - dem Kreistage der Grafschaft gehörte er ununterbrochen seit Einführung der Kreisordnung an - stets regen Antheil genommen. Der Vorsitzende des Kreisausschusses, Herr Landrat von Ditfurth widmet ihm heute nachstehenden Nachruf: "Sein liebenswürdiges, offenes Wesen gewann ihm alle Herzen und sein scharfer praktischer Verstand, sowie seine genaue Kenntnis aller Verhältnissse des Kreises Rinteln machten ihn zu einem werthvollen Mitarbeiter in der Kreisverwaltung. Sein Andenken wird in Ehren bei uns fortleben."
Die Beisetzung findet nächsten Dienstag Nachmittag 4 Uhr im Erbbegräbnis zu Exten statt."

 

Wilhelm von MeienWilhelm von Meien wird 1900 nun Besitzer des Rittergutes. Er lebt bis 1946.

 

 

 

 

 

 

 

 

Horst von MeienHorst von Meien (13.03.1905-30.08.1994) wird nun Besitzer des Extener Rittergutes.

 

 

 

 

 

 

 


Bei einem sehr heftigen Sturm 1956 wurde der alte Baumbestand des Parkes schwer mitgenommen.

Seit 1990 ist Detlev von Meien Besitzer des Rittergutes. Im Jahr 2001 wurden im "neuen" Saal des Herrenhauses alte Jagdmalereien aus 1727 freigelegt. Als Zeichen der wechselvollen Geschichte des Anwesens prangt über der Eingangstür ein Sandsteinrelief mit drei Wappen der Gutsherren, von Eckersten, von Wartensleben und von Meien.

PortalDie im frühen 18. Jahrhundert als Barockgarten nach dem Vorbild Hannovers mit Graft, Hecken und Alleen gestaltete Anlage des Gutsparks wurde um 1800 in einen Landschaftsgarten umgewandelt. Mit seinen verschlungenen Wegen und mächtigen Bäumen entlang der Exter entfaltet er auch heute noch einen eigenen Reiz. Im Westbereich des Gartens befindet sich die Grablege der Familie von Meien mit einem hohen Sandsteinobelisken. Für Gruppen wird der Park nach Voranmeldung bei der Touristinformation Rinteln geöffnet.

 


 

GrablegeExten